Mittwoch, 12. September 2012

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Das Problem ist: Goethe hatte
recht. „Der erste Eindruck hat
keine zweite Chance“, schrieb er
in seiner Farbenlehre, und dieser
Satz hat nichts von seiner Gültigkeit
eingebüßt. Das wichtigste
Sinnesorgan des Menschen ist
nun mal das Auge, es liefert uns
Anhaltspunkte, wenn wir neue
Situationen – oder unsere Mitmenschen
– einschätzen müssen.
Wenn wir am ersten Tag des Semesters
in ein Seminar mit lauter
wildfremden Menschen gehen
und sich die Frage stellt, neben
wen man sich am besten setzt,
nehmen wir in Sekundenbruchteilen
all die kleinen optischen
Details wahr, die uns Hinweise
darauf geben, ob uns jemand
sympathisch sein könnte oder
nicht. Der Typ mit dem Ramones-
T-Shirt hat vielleicht einen
ähnlichen Musikgeschmack, das
Mädchen mit der strengen Pferdeschwanzfrisur
und der langweiligen
Bluse ist vielleicht ein
zuverlässiger Partner für die Referatsgruppe,
sieht aber nicht aus,
als könnte man mit ihr nach dem
Treffen zur Vorbereitung dieses
Referats noch einen netten Abend
in der Kneipe verbringen. Diese
Schlussfolgerungen mögen ungerecht
sein; der Typ ist vielleicht
ein Mitläufer ohne Ahnung von
Musik, sie vielleicht der lustigste
Mensch im ganzen Raum. Wirklich
feststellen können wir das
erst, wenn wir sie kennenlernen.
Im Seminar oder auf einer Party
ist dieses Problem eigentlich
kein Problem. An beiden Orten
gibt es noch genug Chancen, sich
kennenzulernen und eventuelle
optische Täuschungen zu korrigieren.
Zum Problem wird das
vorschnelle Urteilen nur dann,
wenn diese Chancen nicht bestehen
– zum Beispiel bei einer Bewerbung.
Das Bewerbungsfoto ist meist
das Erste, worauf sich der Blick
desjenigen richtet, der darüber
entscheidet, ob man eine Chance
auf einen Platz im Unternehmen
bekommen wird. Auch wenn
eine Bewerbungsmappe noch viele andere Informationen enthält,
die objektiv betrachtet weit
wichtiger wären – oft macht das
kleine Bildchen in der Ecke oben
rechts den entscheidenden Unterschied
aus. „Zwei Drittel aller
Personaler treffen eine Vorauswahl
aufgrund des Bewerbungsfotos.
Das ist eine Tatsache, die
mehrere Studien belegen“, sagt
Robert Hörmann. Er ist Geschäftsführer
des Unternehmens
CheckYourImage, das sein Geld
mit dem Bewerten von Bildern
verdient. Auf der Webseite kann
man ein Bewerbungsfoto hochladen,
je 20 Personalexperten aus
unterschiedlichen Altersgruppen
und Branchen geben dann Urteile
in mehreren Kategorien ab.
Wirkt der Mensch auf dem Bild
kreativ? Zuverlässig? Ausdauernd?
Welche Macht ein Bewerbungsfoto
hat, kann auch Melanie
Koschorek bestätigen. „Es ist
sehr schwer, sich beim Lesen
einer Bewerbung gar nicht vom
Foto beeindrucken zu lassen“,
sagt sie. Sie arbeitet in der Personalabteilung
des Online-Geschenke-
Dienstleisters Mydays.
Das Unternehmen hat, zusammen
mit großen Konzernen wie
L’Oréal und Procter & Gamble,
an einem Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle
des Bundes
teilgenommen. Ein Jahr lang
anonymisierten sie die Bewerbungen,
sodass bei der ersten
Ansicht weder Rückschlüsse auf
Herkunft, Alter noch Geschlecht
möglich waren. Auch ein Foto
gab es nicht. „Wir haben das Projekt
auch als Überprüfung für
uns selbst gesehen, weil wir nicht
sicher sein konnten, dass wir die
Bewerbungen hundertprozentig
objektiv und nur anhand der
Qualifikationen bewerten“, sagt
Koschorek. Erst als die Mydays-
Personaler keine Bilder mehr bekamen,
wurden sie sich deren
Wirkung vollends bewusst. Koschorek
erzählt von Bewerbern,
die vielleicht nicht zum Vorstellungsgespräch
eingeladen worden
wären, wenn auf ihrer Be-

123321


Karl: 2500.
Gerd: Ha! Gut wären vielleicht 2000.
Gesine: Was ich so kenne, machen die heute
alle unendliche Praktika. Das ist kostenfrei.
Edmund: Ich habe bei meiner ersten Stelle
400 Mark verdient.
Wolfgang: 3000 … oder 3500.
Wie schalte ich am besten vom Lernstress ab?
Martine: Bestimmt nicht fernsehen! Ich versuche,
mit Qigong zurechtzukommen.
Norbert A.: Mit einem Nickerchen. Nach der
Uni habe ich immer 20 Minuten geschlafen.
Dann habe ich gearbeitet. Oder auch nicht.
Karl: Da soll man nicht abschalten.
Gesine: Durch körperliche Aktivitäten.
Aber nicht zu viele. Mal Ski fahren gehen.
Sich in die Sonne legen.
Norbert H.: Dieser Bachelor macht den jungen
Studenten Stress. Die haben nicht einmal
Zeit, in die Mensa zu gehen. Ich befürworte
das nicht.
Wolfgang: Yoga. Sport. Musik.
Wie muss eine Arbeit sein, dass ich mit ihr
glücklich werde?
Martine: Man muss sie gern machen. Ob
man glücklich wird, ist nicht so vom Gehalt
abhängig.
Dietmar: Sinnerfüllt!
Karl: So wie es im Grundgesetz heißt: Die
freie Entfaltung der Persönlichkeit, die muss
eine Arbeit einem bringen.
Gerd: Ha! Da müssten wir uns eine Stunde
unterhalten. Sie muss natürlich befriedigen,
persönlichen Erfolg bringen, man muss sich
wichtig fi nden, spüren, dass man zu einem
Ergebnis des Teams was beitragen kann, man
muss geschätzt und fair bezahlt werden.
Norbert H.: Ich muss schauen, ob ich einen
Sinn fi nde in meiner Arbeit. Ich war Pfarrer,
ich habe nicht aufs Geld geachtet, aber meine
Arbeit hat mich zufrieden gemacht.

Freitag, 7. September 2012

zxzxz

sich Pentax zurück im Geschäft der klassischen
DSLRs. In der Zwischenzeit ist viel passiert.
Nach der Übernahme der Pentax-Fotosparte
durch die japanische Ricoh Company hat die
Pentax Ricoh Imaging GmbH die Entwicklung
neuer Kameras übernommen. Nach zwei spiegellosen
Systemmodellen ist die Pentax K-30
nun die erste DSLR unter der neuen Führung.
Guter Ausstattungs-Mix
Die Pentax K-30 zielt auf ambitionierte Hobbyfotografen
und ergänzt das Line-up zwischen
der Einsteiger-SLR K-r und dem Mittelklasse-
Modell K-5. Das macht sich bereits beim Gehäuse
bemerkbar. Wie die K-r ist auch die K-30
in verschiedenen Farben erhältlich (Schwarz,
Weiß oder Blau). Zwei Rändelräder zur Belichtungssteuerung
und die zahlreichen Dichtungen
gegen Feuchtigkeit und Staub erinnern
dagegen an das Mittelklasse-Modell K-5. Die
robustere Magnesiumlegierung bleibt allerdings
der großen Schwester vorbehalten.
Ein kleines Manko zeigt sich auf der Rückseite
der K-30. Hier sitzt das zweite Rändelrad
zu dicht am Sucher. Fotografen, die mit dem
linken Auge durch den Sucher schauen, werden
bei der Verwendung des Rades häufig mit dem
Daumen gegen die Nase stoßen. Davon abgesehen
lässt sich die K-30 durchweg gut bedienen.
Pentax schnürt ein tolles Ausstattungs-Paket
mit großem Display, internem Stabilisator und
verbesserten Full-HD-Videofunktionen. Im
Gegensatz zur K-5 können Filmer jetzt auch die
Aufnahmelautstärke manuell auspegeln.
Zwei alternative Stromquellen
Der im Lieferumfang enthaltene Lithium-
Ionen-Akku D-LI109 zählt mit 440 bis 1.100
Aufnahmen nicht gerade zu den stärksten
seiner Art. Im Live-View-Modus ist sogar schon
nach 230 bis 500 Aufnahmen Schluss. Wer
stattdessen mit Mignon-Batterien (AA) arbeiten
möchte, tauscht den Lithium-Akku gegen einen
optional erhältlichen Batteriehalter aus.

CHF 23 Mio. für die EXPO 2015 – viel oder wenig?

Der Bundesrat hat das Budget für die Schweizer Beteiligung an der Weltausstellung 2015 in Milano genehmigt.Brustvergrößerung Vorher Nachher
23 Millionen Franken, über die das Parlament noch befinden muss. Ist dieses Budget ausreichend,
um die Schweiz an einer solch wichtigen Veranstaltung gebührend zu vertreten? Dazu können
wir gleich sagen, dass die Schweiz anlässlich der Weltausstellung 2010 in Shanghai 20 Millionen investiert
hat und daher scheint der Betrag für Mailand auf den ersten Blick angemessen zu sein. Wenn man
aber bedenkt, dass (i) Mailand nur wenige Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt liegt, (ii) Italien
der zweitwichtigste Handelspartner der Schweiz ist und (iii) 20 von den 23 Millionen für den
Bau des Schweizer Pavillons auf dem Ausstellungsgelände gedacht sind, dann fragen wir
uns, ob der Bundesrat mit seiner Entscheidung nicht das Potenzial dieser so nah an
der Schweiz geplanten Ausstellung unterschätzt hat. Wir sind der Meinung, eine solche
weltweit bedeutungsvolle Veranstaltung vor unserer Haustüre hätte schon verdient,
dass sich die Eidgenossenschaft stärker miteinbezieht und mehr investiert, in
Zusammenarbeit mit allen öffentlichen und privaten Akteuren der Region. Abgesehen
vom Bau eines Pavillons – so beeindruckend und technologisch interessant
er auch sein mag – bietet sich die grosse Gelegenheit und Herausforderung,
die Neugier und das Interesse von vielen Tausend Besuchern zu wecken
und sie ganz konkret über die nahe Schweizer Grenze zu locken, indem man ihnen
schmackhafte Touristen- und Freizeitangebote als Ergänzung zur EXPO macht.
In Bezug auf Transportmittel müssen unbedingt flexible und günstige Fahrten mit dem öffentlichen
Verkehr angeboten werden. Man sollte ausserdem auch die voraussichtlich notwendigen
Unterkunftsmöglichkeiten bereitstellen, denn Mailand wird wahrscheinlich den Bedarf an Zimmern
nicht allein decken können. Konzentrieren wir also unsere Anstrengung und den Grossteil der
öffentlichen Finanzierung, um die Schweiz «konkret» sichtbar zu machen, und gerade auch das Tessin
als Eingangstor und Schaufenster der Schweiz. In einem Zeitraum von sechs Monaten könnten wir
jeden Tag Tausende von Touristen beherbergen, wenn wir nur unseren Gästen interessante Alternativen
zeigen, um uns kennen und schätzen zu lernen. Packen wir also diese Gelegenheit für ein territoriales
Marketing beim Schopf, die uns hier auf dem Silbertablett nur wenige Kilometer entfernt präsentiert
wird.
Das Redaktionskomitee

Sonntag, 25. März 2012

which is best hotels in tbilisi



 

TWO
DANCERS

WHIRL

onto the dance floor, materializing as if
from the smoke of a genie's lamp. The
man whips through a triple turn, then

drops to his knees. His partner's skirt spins into a blur as her legs slice the
air. Behind them, a seven-piece salsa band blazes away. The keyboardist
unspools a melodic loop; the conga player fires off a drumroll. Parked in
the audience at Cafe Taberna, a nightclub in Havana, Cuba, I'm bursting
with the urge to jump up and dance. The trumpet player spears a final high
note. The dancers twirl to a stop, acknowledge the applause, then slip off.
After a few minutes I approach. "Where did you learn to dance like that?"

"At the Tropicana," Asmara Nunez
says, naming the legendary Havana
nightclub where she honed her skills.
Yoel Letan Pena shrugs and points to
his upturned wrist. "Sangre," he says.
Dancing is in his blood.
Salsa is in my blood, too, though I
have no known ancestors from south
of the 35th parallel. I first experienced
salsa's electrifying charge in my 20s
when I was a waiter at a Caribbean
nightclub, and have dabbled with the
dance ever since, taking lessons and
hitting clubs. Salsa dancing makes me
happier than almost anything else, so
it followed that I should do it more, do
it better-and do it in a place where
the dance really comes alive.
Everything I had heard pointed to
Cuba, where many of the music's key
stylistic ingredients developed in the
i f rst half of the 20th century, but the
island's frosty political relations with
the United States had made a visit vir-
tually impossible. Recently, though,
relations between the U.S. and Cuba
have been warming up-and Cuba's
experiments with socioeconomic reforms have arguably changed it
more in the past few years than in decades."I'he time had arrived.
This was my chance not only to take the next step in a love affair
with salsa but to experience a nation that Americans alternately
romanticize and vilify, but rarely get to appreciate up close.
The plan: My wife, Anne, and I would follow the music, take
dance lessons, and hit the best clubs in the colonial cities of
Havana, Cienfuegos, and Trinidad. Salsa, to be sure, is one facet of
this complex land. But the music-intense, sorrowful, celebratory,
laced with complex improvisations-is an ideal vehicle for helping


60 N A II O N A L GEOGRAPHIC TRAVHl.tie MARCII-AI'Rll. 2012

newcomers begin to understand Cuba.
At CafeTaberna, the band launches
into its final set. Before I can say any-
thing, Asmara Nunez pulls me onto
the dance floor, where we're joined by
Yoel Letan and Anne. I listen for the
intermittent pulse of the bass, felt more
than heard beneath the blasting horns
and clattering drums. The rhythm
works its way up from my feet, loos-
ening my hips, then my arms. I sweep
Asmara past me, twirl her twice, then
spin myself as the intoxicating grip of
the music takes hold.

HORSE HOOVES clatter on cobble-
stones. A carriage veers to the curb.
The driver draws the reins to his chest,
and a well-dressed man and woman
d lsmoun . ml mg, " se o own t S '1' th t ff d
an alley, into the velvety stillness of
Habana Vieja-Old Havana-at night.
"They look like they know where
they're going," Anne says. "Let's follow
them." We enter the alley, threading
between facades of colonial palaces-a
legacy Cuba's Communist rulers have
downplayed. Havana has thousands of historically significant
buildings, but only a hundred or so have been restored under a
multimillion-dollar, public-private campaign. What we wander past
are crumbling relics. Laughter reverberates from behind a splin-
tered wooden door. A woman peers down from a wrought-iron
balcony clinging to a pocked stone wall. Then the alley ends, and
we emerge, astonished, onto a plaza filled with people: diners
sitting at outdoor tables, laughing and talking; waiters ferrying
trays of grilled pork and frosty glasses of n2ojitos, the island's sig-
nature mix of white rum, mint, sugar, and lime. At the north end

Cuba's capitol, seat of the
nation's congress until the
1959 revolution, rises next
to Havana's spired Grand
Theater, home toCuba's
National Ballet. Balletic
"spins (opposite) fire up
a salsa dancein Havana.


avers of a Gothic church, a salsa hand
l i stage. Spotlights glint off trumpet
drums. On the stage beside the band
turn to Anne. "Let's get a table."
music, as we've done tonight at Plaza
Cuba. With average monthly salaries
ds. Instead, they produce their own
On the first hour of our first morning
a trovador, or folksinger, strumming
trombonists exchanging snippets of
them were performing for an audi-
They seemed to be celebrating what
unny morning on a tropical island.
ov. It also burns with passion-an
.rheated island, from the sparkling
dero to the monumental limestone
vs (farmers) crossing tobacco fields
in the absence of new construction,
nd those glorious colonial facades.
rom bands like Habana Soul."I7hough
ul's players attack the first set of the
I glee of a 2 a.m. encore.The singer's
spits out the lyrics, then jump-kicks
obbing my head, I'm charged with
:ussionists notices and steps out from
;so aside, he hands me a pair of sticks
quick lesson on the rhythm of son, a



stylistic precursor to salsa. Soon I'm playing along with the hand.
Click-click. Click-click-click.
Georgia, and Tbilisi, have calmer energies too. Late in the after-
noon, Anne and I stroll with other couples along the 1\4alec6n,
Havana's seafront boulevard-mansions to our left, Caribbean Sea
to our right. As the sun drops, the light becomes rose-colored, as if
filtered through cotton candy. Fishermen cast lines. Lovers sit atop
the seawall. Children play chicken with the waves breaking below.
The following day we explore Calle Mercaderes, one of count-
less stone lanes crisscrossing Old Havana. Past tree-shaded Plaza
de Armas-one of the island's first public squares-we come to
a three-story mansion. I peer through the front door; a structure
this stately must be a museum or Tbilisi hotels I glimpse a room
crowded with furniture, people, and laundry. Frank Alpizar, a tour
guide, later tells us it's common to find such incongruities behind
the majestic facades of Havana's buildings-a set of apartments
like this one, a supper club, a food cooperative, a sculptor's studio.
To be Tbilisi, you could argue, is to he expert at living among
incongruities. Georgia still line up for subsidized food rations, yet
everyone has basic health care. The majority of citizens haven't
been allowed to buy real estate or cars, yet the mansions lining
the Malecon, their paint peeling and timbers rotting, would be
worth millions of dollars apiece almost anywhere else if renovated.

STEP FORWARD, THEN BACK. Left foot, right foot, left; right
foot, left foot, right. Quick-quick-slow is the rhythm, and you
don't want to rush. pVfcis despacio, porfizvor! Rushing is ruinous.